Passione Italiana
 Die Leidenschaft für süditalienische Lebensart
ITALIA, AMORE MIO

Zehn Gründe, warum man ltaliener sein sollte

Text von Anette Röckl

Neulich bin ich spontannach Italien gereist. Ich hatte kein Gepäck dabei, dafür aber jede Menge Gebäck. Ich stand nämlich in einer Bäckerei, als ich plötzlieh in das Land der Zitronen abtransportiert wurde. Durch die Stimme einer jungen Frau, die sich die Wartezeit in der Schlange mit einem Telefonanruf vertrieb. Telefonare! Auch dieses Wort ist schon ein Gedicht. Pure Ohrschmeichler rollten aus dem Mund hinter mir. "Dai", "allora", "carina".

Ach, Italien, das alte und ewige Sehnsuchtsland der Deutschen. Aber warum eigentlieh, come mai?

Da fallen mir spontan zehn Gründe ein, warumman ein Italiener sein sollte oder zumindest Italiener um sich herum scharen sollten. Allora:

Primo: Auf Italienisch hört sich alles unheimlich sinnlich an. Völlig egal, was der Inhalt der Worte ist. "Permesso di soggiorno" - klingt das nicht nach Urlaub, nach Meer, nach einer Liege in der sole al mare? Auf Deutsch werden wir desillusioniert: Aufenthaltsgenehmigung. Bumm.

Secondo: Um beim Klang zu bleiben: Italienisches Essen schmeckt nicht nur fantastico. Die Gerichte klingen so, als ob man sie zu einem Lied verarbeiten könnte. Rigatoni, Quattro Stagioni, Farfalle. Und bei uns? Sulzknöchla und Blaue Zipfel. Das schmeckt zwar gut, aber sexy ist was anderes. Scusa!

Terzo: Der Kaffee! Egal wie wir uns auf den Kopf stellen. Gli Italiani lo fanno meglio: Die Italiener machen's einfach besser, wie sie selber ganz ungeniert proklamieren. Während bei uns Hipster mit langen Bärten gefühlte drei Stunden lang am perfekten Schaum herumdoktern, gibt es in jeder italienischen Autobahnraststätte in null Komma nix den perfekten Kaffee. Da machen die Italiener im Gegensatz zu uns ausnahmsweise mal wenig Drama.

Quarto: Drama! Die Italiener haben die richtige Einstellung: Geht es um die Arbeit, legen sie oft eine beruhigende Lässigkeit an den Tag. No stress. In Angelegenheiten der Liebe fährt das Drama dagegen richtig hoch. Amore mio! Bei uns verhält es sich meistens andersherum. So ein Quatsch. Emozioni - darum geht es im Leben.

Quinto: Emozioni, trasporti, passaporti - manchmal klingt korrektes Italienisch so, als wollte man die italienische Sprache veräppeln. Artikel? Articolo. Scherz? Scherzo. Wer da nicht automatisch lächeln muss, ist ein Idiota...

Sesto: Italiener können sich nicht schlecht anziehen. Eine Tatsache, die automatisch auf ihre Umgebung abfärbt. Klamotten, die einem in Deutschland noch okay erscheinen, wandeln sich, sobald man italienischen Boden betritt, subito in alte Fetzen. Vermutlich eine Strategie der italienischen Kleiderindustrie, die die Touristen  verzweifelt in ihre Läden rennen lässt. Um dort natürlich nichts zu finden, weil alles zu klein, zu kurz, oder zu eng ist. Misto!

Settimo: In der Gesellschaft von Italienern friert man nie. Denn diese Spezies würde nie im April hemdsärmelig in einem Straßencafé sitzen und vorgeben, sich im Sommer zu befinden. No! Der wärmeverwöhnte ltaliener zieht erst bei 35 Grad im Schatten die Sicherheitssteppjacke aus. Ist das der Fall, kann man sich auch getrost nach draußen begeben und ein beheiztes Gelato essen.

Ottavo: Als Italiener ist man niemals schüchtern. Selbst wenn, merkt es kein Menseh. Jedenfalls kein deutscher. Denn auch der schüchternste Italiener kommt noch mehr aus sich heraus als der extrovertierteste Franke. Im Studium in Florenz habe ich siebenjährige Knirpse mit einem Selbstbewusstsein über ihre Mathe-Hausaufgaben referieren hören, als ob es sich um das Programm der nächsten Präsidentschaftswahlen handeln würde.

Nono: Politik. Okay, nicht alles können die Italiener besser.

Decimo: "Derrick" war auch in Italien eine total beliebte Kultserie. Und wer einmal in den Genuss gekommen ist, Horst Tappert auf Italienisch sprechen zu hören, der braucht keine weiteren Argumente mehr: "Porta la macchina, Harry!"