SIZILIEN: Die schönste Insel des Mittelmeeres
"Wer hat sich nicht danach gesehnt, sie wenigstens kennenzulernen? Viele oder wohl ein jeder; und so weit sich der Ruf von ihrer Schönheit in aller Welt verbreitet hat, so eng ist auch die Erinnerung an sie mit der Geschichte der größten Kulturen verknüft". So liest man im Vorwort des unfangreiches Bandes, den der italienische Touring Club 1933 Sizilien widmete. Sieht man sich die Photos von damals an, so kommt man nicht umhin festzustellen, dass die letzten 60 Jahre ihre Spuren hinterlassen haben: sie haben die Fassaden altehrwürdiger Gebäude verdunkelt, die Straßen und Plätze mit Autos angefüllt, haben schwarze Kopftücher und überlieferte Gebräuche verdrängt und das Aussehen der Landschaft verändert.Doch obgleich ihr Ruf sich verschlechtert hat und auch wenn die Zeiten längst vergangen sind, in denen Palermo das erstrebte Ziel der Reichen und Mächtigen war, ängstlich darum bemüht, mit der aus jahrhundertealter Adelstradition erwachsenen örtlichen Oberschicht bekannt zu werden, so lohnt sich es auch heute noch, die Insel Sizilien mit ihren tausend Gesichtern kennenzulernen, welche zugleich arm und reich, verschlossen und mißtrauisch ist in ihrer edlen Dekadenz und doch bestrebt, sich in eine moderne Welt und in die neue Zeit einzureihen, "eher eine Nation denn eine Region, und noch dazu eine mehrfache Nation, so zahlreich sind ihre unterschiedlichen Identitäten" (Gesualdo Bufalino)."Eine Insel, die nicht inselhaft genug ist" (Giuseppe Antonio Borgese) oder vielelicht "viel zu inselhaft", mythisch und real, schattenreich und lichtdurchflossen, herrlich und furchtbar.